Um sich ein genaueres Bild über gegenwärtige Entwicklungen der mit der Scheu-Kommission der Landesregierung angestoßenen Polizeireform- Debatte in NRW zu erhalten, luden die Vereinigten Wählergemeinschaften im Kreis Wesel (VWG) Polizeihauptkommissar Klaus Zimmermann, Leiter der Hauptwache Kamp-Lintfort und engagiert in der Gewerkschaft der Polizei (GdP), zu ihrer letzten Vorstandssitzung ein.
Die Delegierten der sechs als VWG zusammengeschlossenen Wählergemeinschaften waren nahezu entsetzt über den Ernst der Lage, wie sie sich in Sachen Polizeischutz im Kreis Wesel darstellt. So legte Zimmermann beispielhaft dar, dass auf rund 110.000 Einwohner lediglich drei Streifenwagen kämen. Darum begrüße die GdP ausdrücklich eine Reform, die durch Personaleinsparungen im Verwaltungsapparat und durch organisatorische Veränderungen mehr Polizisten auf der Straße für mehr Bürgernähe vor Ort möglich mache.
Die VWG teilen die Forderung nach politischen Maßnahmen, die den Einsatz von mehr Straßenpolizisten ermöglichen. Sie können jedoch nicht den Optimismus Zimmermanns teilen, dass die durch die Scheu-Kommission ausgearbeitete Reform tatsächlich die versprochenen Erfolge bringt und nicht wieder in einem ähnlichen Desaster endet wie die vergangene Polizeireform 1992, die bereits gleiches versprach und gegenteiliges bewirkte. Insbesondere konnte er die Wählergemeinschaften nicht überzeugen, dass ein in Duisburg tätiger Polizeipräsident, wie es das Kommissionspapier vorsieht, wirklich im gleichen Maße die Situation im Kreis Wesel einschätzen und kommunalpolitisch insbesondere für eine kooperative Umsetzung von Präventionsmaßnahmen eingebunden werden kann wie ein für dieses Gebiet zuständiger Landrat. Allerdings halten die VWG den Ansatz der Scheu-Kommission für überlegenswert, die Kompetenzen des Polizeibeirates auszubauen.
Wie die GdP erteilen auch die VWG politischen Ideen einer durch Blitzschulungen kaum qualifizierten Bürgerwehr eine klare Absage. VWG-Vorsitzender Walter Prott, selbst langjährig als Polizeikommissar tätig gewesen, kann die Erfahrungen Zimmermanns teilen, dass sich vermeintlich harmlose und alltägliche Polizeieinsätze nicht selten dramatisch und für die Einsatzkräfte völlig überraschend zuspitzen können. Hier muss in Sekundenschnelle und instinktiv reagiert werden. Falsches Verhalten wie zum Beispiel zu früher oder zu später Waffengebrauch birgt Lebensgefahr für alle Beteiligten. Richtige Verhaltensweisen für solche Situationen lassen sich aber nicht in Crashkursen erlernen, sondern nur im Rahmen einer qualifizierten mehrjährigen Ausbildung.
Weil mittlerweile verschiedene alternative Reformmodelle beispielsweise vom Landkreistag vorliegen oder zur Zeit entwickelt werden, hat der Vorstand der VWG beschlossen, in den kommenden Monaten weitere Referenten zu diesem für die Bürger im Kreis Wesel bedeutsamen Thema anzuhören.