NRZ Wesel berichtet am 1. November 2008 (Auszüge):
Nadine war 18 Jahre alt, als sie ihre erste Mahnung erhielt. 160 Euro hatte sie mit ihrem neuen Handy vertelefoniert. Die Rechnung landete in der Schublade. Ebenso die Briefe, die folgten. Nadine telefonierte munter weiter und bestellte außerdem Klamotten und Möbel aus dem Versandhaus-Katalog. Dass sich bald ein Schuldenberg von mehreren hundert Euro anhäufte, versuchte sie zu ignorieren. So ganz hat sie es nicht geschafft, saß immer öfter abwesend im Unterricht, oder erschien erst gar nicht in der Schule. Das fiel ihrer Lehrerin im Berufskolleg Wesel auf, die verständigte Dagmar Krista. Ein Fall von vielen für die Schulsozialarbeiterin. Über Handyverträge und vermeintlich günstige Ratenzahlungen stolpern immer mehr junge Leute in die Schuldenfalle.
Die Zahlen sind alarmierend, so Kreisdirektor Ralf Berensmeier. Laut einer Studie haben bundesweit 13 Prozent der 18 bis 20 Jährigen bereits 1430 Euro Schulden. Grund genug, um aktiv zu werden, obwohl der Kreis Wesel hier weder positiv noch negativ aus dem Zahlen-Rahmen fällt.
In Zusammenarbeit mit der Leiterin des Fachbereichs Jugend, Christa Röhricht, wurde ein Faltblatt entwickelt, dass über Hilfsangebote und Unterrichtsmaterialien zum Thema informiert. 1700 Exemplare wurden aufgelegt, die jetzt an die 163 Schulen im Kreis und an Jugendeinrichtungen verteilt werden. Die Anregung dazu kam beim Runden Tisch von Martin Kuster (VWG). Dem Religionslehrer am Berufskolleg ist die Wertevermittlung schon von Hause aus ein Anliegen. Kolleg-Leiter Günter Kohls will jetzt noch weitergehen und das Thema Verschuldung bei Jugendlichen in die didaktische Jahresplanung aufnehmen.
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Eine bereits bewährte Möglichkeit, die Finanzkompetenz junger Menschen zu fördern, bietet das Diakonische Werk Wesel. Das Projekt „Kids und Knete“ wird ehrenamtlich an Schulen im Kreis angeboten. In zwei Unterrichtseinheiten werden die Schüler unter anderem über den Umgang mit Geld informiert.