RP Wesel berichtet am 15.03.2007 auf der Titelseite:
Filmreif: Die Duellanten stürmen in Sachen Kämmerer-Wahl ungebremst aufeinander zu. Schwerer Vorwurf der Grünen: Rentmeister war schon im letzten Herbst ausgeguckt. Ihre Frage: „Wie will der Landrat so weiterregieren?“
Die verfahrenste Kiste aller Zeiten im Kreishaus steuert heute auf einen weiteren unrühmlichen Höhepunkt zu. Der Kreistag wird mit ganz großer Mehrheit Peter Giesen aus Rheinberg zum Kämmerer wählen, nachdem sich gestern die VWG den Fraktionen von CDU, Grünen und FDP anschloss. Landrat (und Jurist) Dr. Ansgar Müller, gestützt nur von der SPD, verliert aus Sicht der Wählergemeinschaften sogar sein sicherstes Terrain, nämlich das rechtliche. Seine Beharrlichkeit, mit seinem Büroleiter Lars Rentmeister einen Kämmerer seiner Wahl einzusetzen, wurde erstmals gutachterlich geprüft und als juristisch falsch zurückgewiesen.
Derweil hat der Landrat den weiteren Dreh an der Eskalationsschraube geplant. Morgen will er verkünden, dass er den heutigen Kreistagsbeschluss für Kämmerer Giesen beanstandet. Damit geht die Blockade weiter, denn der Kreistag muss dann in der nächstfolgenden Sitzung darüber abstimmen, ob er dieser Beanstandung folgt. Das wird die Politik natürlich nicht tun. Damit sieht man sich anschließend vor Gericht wieder. Der Kreistag – also der Chef des Landrats – zieht gegen den Verwaltungschef Müller vor Gericht, und dieser wendet die Auseinandersetzung sehenden Auges nicht ab: Eine solche Konfrontation ist NRW-weit einmalig.
(…)
zweiter Bericht auf der gleichen Titelseite:
Die Fronten stehen: Nun werden sich heute im Kreistag auch die Vereinigten Wählergemeinschaften (VWG) gegen Landrat Dr. Ansgar Müller stellen und Peter Giesen, Kassenchef im Rheinberger Rathaus, zum Dezernenten und neuen Kämmerer des Kreises Wesel wählen. Das kündigte VWG-Sprecher Martin Kuster gestern an.
Die VWG hatte in der renommierten Kanzlei Kapelmann ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, „das in seiner Eindeutigkeit überraschend“ zu dem Schluss gekommen sei, so Kuster, dass aufgrund der Hauptsatzung der Kreistag den Dezernenten als Kämmerer bestellt. Verwaltungsrechtler Prof. Oehmen habe dargelegt, „dass der Landrat rechtlich nicht richtig liegt“. Nachdem die unabhängige Expertise vorliege, sei für die VWG der Weg frei, für Giesen zu votieren, „der bei seiner Vorstellung im Personalausschuss einen besseren Eindruck hinterlassen hat als bei der Präsentation vor den Grünen“. Müllers Favorit Lars Rentmeister sei für die VWG keine Alternative.